Andreas, wie kamst du überhaupt auf die Idee die Zelfi zu gründen?
"Ich war der Meinung man müsste etwas mit Mobile machen. Damals, 2005, hatten Handys schon die grundlegende Fähigkeiten WAP-/WML-Seiten anzuzeigen. Mit dem Wireless Application Protokoll WAP, was ein Pendant zu HTTP war, konnte man speziell aufbereitete Seiten aus Text und kleinen Bildchen laden. Die Displays waren damals so, dass 4 Zeilen Text angezeigt werden konnten - heute kaum mehr vorstellbar. Die Handys konnten auch kleinere Programme ausführen (App-ähnlich). Vor allem Spiele. Diese waren dann in J2ME geschrieben."
Wie habt ihr denn auf einem Markt Fuß gefasst, der geprägt und dominiert war vom Jamba-Sparabo?
"Die Idee war den Spielemarkt wirtschaftlich zu verändern und einen Kontrapunkt zum damals viel beworbenen Jamba Spar-Abo zu schaffen."
Wie wolltet ihr das erreichen?
"Im Wesentlichen haben wir erste Schritte im Bereich Mobile Marketing unternommen - damals noch völlig unüblich.
Eine werbefinanzierte Alternative zu den Jamba Abos musste her. Die Spielehersteller sollten weiter ihre Spiele programmieren, aber bei uns einen alternativen Vertriebsweg finden. Spieler konnten sich auf unserer Plattform ein Spiel aussuchen, bekamen von uns dann eine SMS und konnten das Spiel dann unsererseits kostenlos downloaden. Für den Download entstanden dem Endkunden Kosten pro MB, die an den Mobilfunkanbieter gingen.
Der Spieleentwickler auf der anderen Seite, konnte sich bei uns registrieren und sein Spiel unkompliziert zum Download anbieten. Werbetreibende haben wir zum Teil selbst akquiriert, darunter waren Kunden wie die Versandhändler Pearl und Quelle.
2006 sind wir mit der werbefinanzierten Plattform an den Start gegangen. Werbung war in die Spiele eingebunden, aber auch auf unserer Plattform. Dann hat sich herausgestellt, dass wir mit Werbeschaltungen auf unserer Website (auf dem Portal) deutlich mehr verdient haben, als mit der Werbung in den Spielen. Mobile Marketing steckte einfach noch absolut in den Kinderschuhen und nicht jeder hat die Möglichkeiten erkannt, die sich hier eröffnet haben."
Als zweites Produkt habt ihr dann einen Messenger-Dienst entwickelt, der dem heutigen Platzhirsch ziemlich ähnlich war. Erzähl mal…
"2007 entwickelten wir als zweites Produkt einen Messenger namens Zelfi SMS (J2ME). Dazu muss man wissen, wie die Situation damals war. SMS verursachten noch sehr hohe Kosten. Mobiles Internet gab es, aber man hatte es nicht ständig an, sondern es war vielmehr so, dass man aktiv ins Internet reingegangen ist und wenn man fertig war das Internet auch wieder ausgemacht hat. Für einen Messenger-Dienst war das schwierig."
Und wie habt ihr das gelöst?
"Unsere Idee war, dass wir auch das über das Internet und werbefinanziert anbieten. Die Idee wurde umgesetzt und hat auch funktioniert. Wenn beide Chatpartner ihr Internet an hatten, konnte gut hin und her kommuniziert werden. Wenn der Empfänger gerade nicht im Internet war, haben wir als Workaround eben eine klassische SMS geschickt. Ein wirtschaftlich tragfähiges Modell zu finden, war allerdings dann doch schwierig, da durch den klassischen SMS Versand wieder Kosten für uns anfielen. Auch hier waren wir zu früh dran, da die Voraussetzung des ständigen Internets so noch nicht gegeben war. Genau wie später WhatsApp & Co haben auch wir die Handynummer als Identifikationsnachweis genutzt. Bei anderen Chatprodukten war immer eine aufwendige Registrierung nötig. Auch für die Kommunikation mit internationalen Nummern gab es noch keine gute Lösung, da hier der Workaround via SMS natürlich enorme Kosten verursachen konnte."
Hier geht's zum Pressebericht von 2007 zu unserem Dienst "Zelfi SMS".
2008 hat Google das Betriebssystem Android angekündigt und die Android Developer Challenge gleich mit. Die Zelfi AG hat hier sehr erfolgreich teilgenommen, richtig?
"Google wollte in zwei Runden zwei Millionen Euro an Entwickler ausschütten, damit diese zum Marktstart von Android Apps entwickeln, die die Kunden im Playstore herunterladen können. Insgesamt nahmen 1.780 Entwickler(-teams) teil. Man konnte sich bewerben und hat dann ein Entwicklergerät geliehen bekommen. Das T-Mobile G1 war das Entwicklergerät, das wir leider pflichtbewusst nach der Challenge zurückgeschickt haben — hierüber ärgere ich mich bis heute. Im Nachhinein wurde nämlich mitgeteilt, dass man die Geräte einfach behalten darf…
Naja, aber die Teilnehmer der Challenge bekamen das zunächst zugesandt. Da kam dann wirklich ein UPS Paket aus Kalifornien. Das war schon sehr aufregend!"
Und was für eine App habt ihr dann entwickelt?
"Wir haben dort mit einem Produkt teilgenommen, das wir JOYity genannt haben — es war ein Location Based Game, in Form einer Android App zum Spielen und einer Webanwendung für den Spiele-Redakteur. Als Spieler konnte man so etwas wie eine digitale Schnitzeljagd machen. Man hat gewisse Aufgaben gestellt bekommen und musste entweder an einen bestimmten Ort gehen oder eine Frage beantworten (multiple Choice, Texteingabe etc.). Mithilfe von GPS wurde geprüft, ob man die erste Aufgabe erfüllt hatte. Nach damaligem Anspruch war das Spiel absolut multimedial — kam man an einem Ort an, hat man den nächsten Hinweis z.B. in Form einer Nachricht bekommen. Spiele-Redakteure konnten einzelne Spielbausteine, Quests, erstellen, mit einer GPS-Position verorten und zu komplexen Spieleerlebnissen zusammenfügen. Von uns wurden für die Google Developer Challenge zwei Spiele erstellt. Zunächst das „City Race Munich“ und später die „Roads of San Francisco“. JOYity wurde später auch für iOS entwickelt. Unser damaliger iOS Entwickler Luca wurde zur WWDC geschickt und konnte Steve Jobs noch live erleben. In San Francisco hatte er dann explizit den Auftrag das Spiel „Roads auf San Francisco“ auf Herz und Nieren zu prüfen.
Ein Investor war damals an Bord, der grundsätzliche Ideen hineingebracht hat.
Von den 1.780 Teilnehmern sind wir mit City Race Munich unter die Top 50 gekommen und haben damit natürlich auch schon ein Preisgeld gewonnen. Die gute Presse von Techcrunch und Wired sowie weiteren Medien adelte mich damals als Start-up Unternehmer ungemein!
Als weiteres Schmankerl wurden wir 2009 von Google zu einem Treffen in London eingeladen. Ein Networking Event fand dort statt, mit dem Ziel Investoren und App Entwickler zusammenzubringen. "
Es ging dann noch weiter mit Location Based games, richtig?
"Richtig. Location based games waren unsere Leidenschaft, aber wir konnten keine Massen damit erreichen. Daher haben wir uns nach anderen Einkommensquellen umgeschaut.
Deutlich später erreichten Location Based Games ein Massenpublikum — insbesondere mit Niantic Ingress (eher für Spielenerds) und später natürlich Pokemon go."
Seit Gründung unterstützt die Zelfi AG Großkunden im Rahmen von Consulting Projekten?
"Genau, hier gab es zunächst Projekteinsätze bei Banken, Reisebuchungsplattformen und Telekommunikationsanbietern. Zu Beginn aber noch serverseitige Entwicklung und
weniger mobile Projekte. Ab 2011 haben wir uns dann nur noch auf das Consulting im Bereich Mobile konzentriert. Und das tun wir jetzt sehr erfolgreich, insbesondere weil wir uns auf die native
Entwicklung für iOS und Android konzentrieren und unsere Mitarbeiter in dem Bereich bestens ausgebildet sind. Außerdem ist uns die regelmäßige Fort- und Weiterbildung aller Mitarbeiter sehr
wichtig. Unter unseren Kunden sind renommierte Banken, Versandhändler, viele bekannte Telekommunikationsanbieter sowie Mobilitätsunternehmen. Neben unserer Spezialisierung auf native App
Entwicklung schauen wir uns immer auch andere Ansätze an. Bisher konnten uns Technologien wie Xamarin oder webbasierte Ansätze nicht überzeugen. Aktuell schauen wir uns Flutter an - ein sehr
interessanter Kandidat für die plattformübergreifende App-Entwicklung."
Aber es gibt auch spannende Projekte mit "kleineren" Kunden?
Auf jeden Fall! Vor einiger Zeit konnten wir das Projekt "Altersschaukel" realisieren. Hierbei handelt es sich um ein Projekt der Tourismusagentur des österreichischen Bergdorfs Damüls, welches wir über das App-Entwickler-Verzeichnis akquiriert haben. Eine App, welche die Sensoren des iPhone Pro perfekt ausnutzt und KI-generierte Bilder beinhaltet.
Wir sind die Zelfi AG und Sie finden uns in der Bahnhofstr. 15 in
55116 Mainz.
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